Tag der offenen Sakristei (20.09.2009)

Die Schätze der Kirche

Wenn ein gelungenes Werk vollendet ist, dann sollen es alle sehen, meinte der Pfarrmesner der Aichacher Stadtpfarrei Mariä Himmelfahrt, Martin Ruhland. Deshalb war die Bevölkerung am Sonntag zu einem Tag der offenen Sakristeitür eingeladen.

Eine Menge Arbeit hatte sich Ruhland dafür aufgehalst, doch die hatte sich gelohnt. Von den staunenden Gästen heimste er nur lobende Worte ein. Solche fand auch der Hausherr, Stadtpfarrer Johannes Schmidt: „Ein großer Tag für den Mesner, er hat alles bestens vorbereitet, dafür gebührt ihm ein großes Lob.“ Kirchenpfleger Günter Füllenbach ergänzte: „Man sieht in Ruhland den Mesner der Leidenschaft“.

Die große neugierige Besucherschar staunte nicht schlecht, als sie hinter die Sakristeitür, die ihr sonst verschlossen ist, schauen durfte. Mesner Martin Ruhland öffnete die „Schatzkammer“, den Tresor, und präsentierte erstmals die Schätze der Stadtpfarrei. Kostbare Messgewänder aus dem 17. Jahrhundert, goldene Wein- und Wassergarnituren, Reliquiare und kostbare Monstranzen, von Münchner Goldschmiedemeistern geschaffen, waren darunter. Ein ganz besonderes Stück ist ein Renaissance-Kelch, den ein Augsburger Goldschmiedemeister in den Jahren 1554 bis 1582 geschaffen hat.

Doch damit nicht genug. Martin Ruhland lud seine wissbegierigen Gäste, darunter auch Bürgermeister Klaus Habermann mit Gattin Heidi, auch noch zu einem Aichacher Glockenkonzert ein, bei dem er die Bedeutung der verschiedenen Geläutevarianten im Kirchenjahr vorstellte. Fünf Gussstahlglocken mit einem Gesamtgewicht von acht Tonnen aus dem Jahre 1947 hängen im Turm der Stadtpfarrkirche, und wenn sie alle ins Schwingen kommen, erhöht sich die Gewichtsbelastung um das dreifache. Die heutigen Glocken sind Ersatz für die im Zweiten Weltkrieg verloren gegangenen Bronzestücke und wurden von Ökonomierat Robert Haselberger gestiftet.

Die erste Glocke ist Maria, der Schutzfrau Bayerns und Patronin der Stadtpfarrkirche, geweiht. Sie schlägt zu jeder vollen Stunde und wiegt 65 Zentner. Ihre Inschrift: „Maria, dir zu Lob und Preis ertönt das Glockenerz, beschirme unsere Erdenreis und führ uns himmelwärts.“ Sie ist die größte Glocke im Turm.

Die zweite Glocke ist Josef geweiht, dem Pflegevater Jesu und Patron der Sterbenden. Sie schlägt zu den Viertelstunden und wiegt 38 Zentner. Auf ihr ist zu lesen: „Es brach der Schmerz, der Glocken Erz und unser Herz 1914-1918, 1939 -1945.“ Den Heimgekehrten und gefallenen Kriegern der Stadt Aichach zum Gedenken, läutet sie zum Sonntagsamt, Requiem, in der Fasten- und Adventszeit, zu Maiandachten, Hochfesten und Festtagen.

Die dritte Glocke ist Sankt Ignatius geweiht, dem Streiter Christi und dem Stifter des Ordens der Gesellschaft Jesu. Sie wiegt 24 Zentner und trägt die Inschrift: „Gott mit Dir du Land der Bayern, Deutsche Erde Heimatland.“ Sie läutet zur Vorabendmesse am Samstag, zum Amt am Sonntag, in der Fasten- und Adventszeit zu Maiandachten, Vespern an Hochfesten und an Festtagen.

Die vierte Glocke ist Sankt Anna geweiht, der Mutter der Jungfrau Maria und Schutzfrau der Heimatlosen. 16 Zentner ist sie schwer, sie ziert der Schriftzug: „Stahlhart unsere Zeit, unsagbar unser Leid, o Gott, Barmherzigkeit.“ Sie wird an Werktagen, Samstagen, Sonntagen, zum Requiem an Hochfesten und Festtagen geläutet. Die fünfte Glocke im Kirchturm der Stadtpfarrkirche ist dem Heiligen Robert geweiht, dem Abt und Stifter des Zisterzienserordens. Sie wiegt elf Zentner, auf ihr ist zu lesen: „Mein Schall ruft weit, hört in der Zeit die Ewigkeit.“ Sie läutet an Werktagen, samstags, sonntags, zum Requiem, in der Advents- und Fastenzeit sowie an Festtagen. Während die Ausstellung der Schätze und das Glockenkonzert eine Premiere waren, feiert die Klais-Orgel heuer ihren 20. Geburtstag. Sie wurde am 17. Dezember 1989 vom Augsburger Bischof Dr. Josef Stimpfle gesegnet. Die Pfarrgemeinde und viele Spender – die Spendenliste verzeichnete hunderte Namen und weist Beträge von gerade mal fünf bis stolze 65 000 Mark auf – hatten hierfür über eine Million Mark zur Finanzierung zusammen getragen.

Chordirektor Alois Kammerl gewährte am Tag der offenen Sakristeitür einen tiefen Einblick in die Orgelstube und ließ die 2773 Pfeifen, davon 2531 in Zinn und 242 aus Holz, ertönen.

Von Erich Hoffmann

Quelle: Aichacher Zeitung


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