Sternsingeraktion 2010 (03.01.2010)

In der Kleiderkammer der Könige

Aichach „Bunt“ ist das erste Wort, das Paula Print durch den Kopf geht, als sie in den Schrank blickt. Die Zeitungsente steht in der Sakristei der Aichacher Stadtpfarrkirche vor dem Schrank, in dem die Gewänder der Heiligen Drei Könige aufbewahrt werden.

Es hat Paula keine Ruhe gelassen. Ab morgen ziehen die Sternsinger in Aichach von Haus zu Haus, sagen Gedichte auf oder singen ein Lied, sammeln für benachteiligte Kinder und schreiben mit geweihter Kreide die traditionelle Segensbitte C+M+B für das neue Jahr an die Haustüren oder Türbalken. Die Buchstaben stehen zwar nicht für Caspar, Melchior und Balthasar, die Heiligen Drei Könige, aber der lateinische Spruch passt dazu, weiß Paula. Natürlich sind es keine richtigen Könige, die da an die Türen klopfen, sondern in den Gewändern der Heiligen stecken Ministranten, die als Sternsinger unterwegs sind.
Was der Zeitungsente nun keine Ruhe gelassen hat ist die Frage, was denn die restliche Zeit des Jahres, wenn die Heiligen Drei Könige sozusagen Pause haben, mit den Gewändern passiert. Hat die jeder König bei sich daheim oder liegen sie alle in einem großen Koffer?, grübelt die AN-Ente. Weil Paula es ganz genau wissen will, watschelt sie zur Stadtpfarrkirche und trifft dort auf den Pastoralreferenten Markus Drößler. Der hört sich an, was die Zeitungsente wissen will und winkt ihr dann, mitzukommen. Zuerst geht es in die Sakristei, dann hinauf in den ersten Stock und noch höher in den zweiten Stock. Paula Print ist fast ein bisschen außer Puste bei so vielen Stufen. Sie steht jetzt vor einem wirklich großen Schrank mit einer riesengroßen Tür. So eine große Tür hat die Zeitungsente noch gar nie gesehen. „Die ist bestimmt doppelt so breit, wie alle anderen Türen“, überlegt sie. Damit Drößler die Tür aufmachen kann, muss Paula sogar ein paar Schritte zurückgehen.
Und dann bleibt der Zeitungsente der Schnabel offen stehen. Vor ihr hängen Kleider in den verschiedensten Farben. Sie sind aus glänzender Seide oder Leinen, leuchten ihr grün oder rot entgegen. Wie viele Gewänder es sind, kann Paula nicht schätzen. Auch der Pastoralreferent weiß es nicht genau. „Dieses Jahr mussten viele nachgeschneidert werden, weil es ein paar neue Ministranten gibt“, erzählt er der AN-Ente. Insgesamt seien es etwa 80 Sternsinger, die in den kommenden drei Tagen in Aichach, Algertshausen und Untergriesbach gruppenweise von Haus zu Haus gehen. „Wer schneidert denn die Kleider?“, will Paula wissen und erfährt, dass das Lina Trometer, Andrea Bohn und Gertraud Matzka sind. Drei Frauen aus der Pfarrgemeinde, die fast jedes der Kleidungsstücke selbst geschneidert haben und sich auch sonst um deren Pflege kümmern. Wenn also die Heiligen Drei Könige zurückkommen, schauen sich die Frauen jedes Gewand genau an. Verschmutzte Kleidungsstücke werden gewaschen, kaputte repariert. „Am Sonntag nach dem Gottesdienst gehen die drei mit Händen voller Gewänder raus“, weiß Drößler. Dann wandern die Kleider Stück für Stück wieder in den großen Schrank zurück, wo sie auf ihren nächsten Einsatz warten.
Die Zeitungsente ist beeindruckt und zufrieden. Sie weiß nun, wo die Gewänder das ganze Jahr über sind und dass sie gut gepflegt werden. Jetzt kann sie wieder zurück in die Redaktion watscheln und dort in aller Ruhe abwarten, bis die Sternsinger bei ihr klingeln.

Quelle: Aichacher Nachrichten vom 02. Jannuar 2010
Von Gerlinde Drexler


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